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Hochwasser an Donau, March und Rußbach

20. September 2024

Nach einem feuchten Winterhalbjahr 2023/2024 folgte in den Monaten Juni bis August 2024 eine äußerst niederschlagsarme Phase, in der u. a. intensive Bewässerungstätigkeit zu einem rapiden Sinken der Grundwasserstände im Marchfeld führte. Bereichsweise lag das Grundwasserniveau Anfang September nahe den niedrigsten bislang beobachteten Messwerten – für die Landwirtschaft und viele Teichanrainer zu niedrig.

Ab dem 12. September 2024 führte eine außergewöhnliche meteorologische Großwetterlage zu ergiebigen und anhaltenden Niederschlägen in Ostösterreich und dem angrenzenden Ausland. Innerhalb von 5 Tagen fielen beispielsweise im Marchfeld weit über 200 mm (= Liter pro m²) Regen vom Himmel, was mehr als einem Drittel der mittleren Jahresniederschlagsmenge entspricht! Die Großräumigkeit dieses Ereignisses wurde durch gleichzeitige Hochwasserereignisse an Donau, March und – lokal von Bedeutung – Rußbach verdeutlicht.

Niederschlagsentwicklung Landesmessstelle Deutsch-Wagram (tlw. Franzensdorf), rot: Wochensummen und Summenlinie 2024 (bis 01.01. bis 16.09.2024), blau: Wochensummen und Summenlinie 2023, Summenlinien 2003 und 2010 (min. und max. Jahresniederschlag seit 1981)

Maßnahmen der Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal

Das System des Marchfeldkanals besteht aus dem Marchfeldkanal von Langenzersdorf bis Deutsch-Wagram, dem Rußbach von Deutsch-Wagram bis Engelhartstetten (Mündung in die Donau), dem Obersiebenbrunner Kanal von Markgrafneusiedl bis Obersiebenbrunn und dem Stempfelbach von Obersiebenbrunn nach Markthof (Mündung in die March).

Der Marchfeldkanal wird im Normalbetrieb mit einer konstanten Wassermenge von rund 4 m³/s aus der Donau dotiert – Wasser, das ab Deutsch-Wagram im Rußbach weiterfließt. Um hier ausreichende Kapazität für eine Hochwasserwelle aus dem Einzugsgebiet des oberen Rußbachs zu gewährleisten, wurde dieser Durchfluss temporär auf 2 m³/s verringert. Eine solche Welle trat aufgrund von Entlastungsmaßnahmen am Rußbach oberhalb von Deutsch-Wagram jedoch nicht auf (sh. weiter unten).

Im Rußbach unterhalb von Deutsch-Wagram konnte der gesamte Abfluss problemlos aufgenommen werden.

Pumpwerk am Rußbach im Bereich Engelhartstetten

Am Stempfelbach wurde ein seit Anfang August laufender wasserwirtschaftlicher Versuch aufgrund der sich abzeichnenden meteorologischen Extremsituation am 13. September 2024 vorzeitig abgebrochen (sh. Mehr Wasser für den Stempfelbach). Zur Unterstützung der Entlastungsmaßnahmen im Bereich Markthof wurde zudem die Dotation in den Stempfelbach verringert. Am Pumpwerk Markthof wurde die zweite, als Reserve vorgesehen Pumpe permanent zugeschaltet. Es werden somit insgesamt mehr als 500 l/sek. in die March gepumpt.

Pumpwerk der Betriebsgesellschaft um Wasser bei geschlossenem Siel aus dem Stempfelbach in die March zu pumpen. Zusätzlich wurden Feuerwehr und Beregnungspumpen bereitgestellt um mehr Wasser abzupumpen.

Geschehnisse außerhalb des Marchfeldkanalsystems

Am oberen Rußbach wurde zur Entlastung, bzw. zum Schutz von Siedlungsgebiet, der Hochwasserschutzdamm gezielt durch die Freiwillige Feuerwehr geöffnet und brach auch in unmittelbaren Nahbereich.

Mit 20.09.2024 waren beide Öffnungen wieder geschlossen und das Wasser fließt über den Rußbach ab.

Schließung der Dammbruchstelle am 20.09.2024 im Bereich von Deutsch-Wagram

Auswirkungen auf das Grundwasser

Die großen Niederschlagsmengen führen im Marchfeld zu deutlichen Grundwasseranstiegen. Im Raum Deutsch-Wagram kommt es durch das nach dem Dammbruch bzw. der Dammentlastung auf den Feldern stehende Wasser zu einem zusätzlichen, erheblichen Grundwasseranstieg, dessen Ausmaß zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht exakt abschätzbar ist.

Grundwasserstand Deutsch-Wagram

Messwerte – Marchfeldkanal – Grundwasserstand Deutsch-Wagram

Seit Bestehen des Marchfeldkanalsystems, Flutung im Jahr 1992, gab es eine derartige Situation – Hochwasser an Donau, March und Rußbach gleichzeitig – noch nicht.